Veröffentlicht: 15.10.05

 

 

Überarbeitet:  22.02.08

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Winterruhe (Hibernation)

Die Winterruhe ist bei Landschildkröten genetisch veranlagt und gehört zum biologischen Jahresrhytmus der Tiere. Die mehrmonatige Winterruhe ist bei Artgerechter Haltung selbstverständlich und Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zucht. Bei jungen Landschildkröten ist die Hibernation unter anderem eine natürliche Wachstumsbremse und unabdingbar für ein gesundes und langsames Wachstum deshalb sollten Schlüpflinge schon ab dem 1. Jahr für 8-10 Wochen überwintern. Schildkröten, die eine mehrmonatige Winterruhe hinter sich haben, sind agiler, gesünder und weniger anfällig für Krankheiten.

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Vorbereitung

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Im Freigehege gehaltene Landschildkröten bereiten sich normalerweise ab Ende September, Anfang Oktober, je nach Witterung selbstständig auf die Winterstarre vor. Durch die sinkenden Temperaturen und die Reduzierung der Sonnenstunden und des Tageslichtes fressen die Tiere nur noch selten und entleeren ihren Darm. Damit die Tiere nicht frühzeitig in die Winterstarre fallen, sollte bei unseren Klimaverhältnissen in der Übergangszeiten September das Schildkrötenhaus oder Frühbeet mit HQI Strahlern und Wärme Lampen hell und warm gehalten werden, um die natürlichen Bedingungen zu dieser Jahreszeit in den südlichen Ländern zu simulieren.

Griechische Ls Testudo hermann boettgeri

Ab der ersten Oktoberwoche reduziere ich die Temperaturen in einem Zeitraum von 3 Wochen Stufenweise auf eine Nachttemperatur von ca. 10°C herunter. Die Fütterung wird schrittweise eingestellt Trinkwasser sollte aber weiterhin angeboten werden. Auf das oftmals empfohlene baden vor der Einwinterung kann meines Erachtens ganz verzichtet werden, da in der Natur die Möglichkeit des Badens in nur wenigen Biotopen zur Verfügung steht, und die Tiere auch ohne baden den Darm selbsttätig entleeren. Schon bei Temperaturen um die 7°C bis 9°C fangen die Tiere an sich tiefer einzugraben. Das ist für mich der Zeitpunkt die Schildkröten in die Überwinterungskisten zu überführen.

Durchführung

Die Überwinterungsboxen sind aus stabilem Kunststoff die man in jedem Baumarkt erwerben kann. Zur besseren Belüftung habe ich die Kisten zusätzlich noch mit zwei 8 cm grossen Bohrungen versehen. Alternativ können auch Holzkisten verwendet werden. 

Als Substrat verwende ich dieses Jahr erstmalig Kokusfasersubstrat, da es angeblich die Feuchtigkeit besser verteilt und es keine nassen stellen in der Überwinterungsbox gibt. Bei der Letzten Kontrolle der Boxen habe ich feststellen müssen, dass sich weise kalkähnliche Ränder an den Schildkrötenpanzern gebildet haben, die sich nur schwer wieder entfernen lassen.  

Da dieses nur am Kokussubstrat liegen kann habe ich das Substrat für diesen Zweck als untauglich erklärt und werde im folgenden Jahr wieder das altbewährte 50/50 Sand Erde Gemisch verwenden.  Als letztes gebe ich noch eine 5 cm dicke Schicht Buchenlaub über die Schildkröten und die Kiste ist nun fertig für die Überwinterung. Das Buchenlaub enthält weniger Gerbsäure als andere Laubsorten und ist daher für die Überwinterung besonders geeignet. Es werden mehrere Möglichkeiten für die Überwinterung von Landschildkröten praktiziert. Manche Züchter und Halter schwören auf die Überwinterung im Freiland oder Lichtschacht.

Ich bevorzuge die Variante im Kühlschrank. Der Vorteil liegt in der besseren Kontrolle der Tiere bei auftretender Unruhe durch Krankheit und man hat auch Einfluss auf die Überwinterungstemperatur und Luftfeuchte. Die Temperatur sollte Idealerweise bei 3°C bis max. 7°C liegen und wird über zwei Thermometer täglich kontrolliert. Bevor ich die Tiere in den Kühlschrank überführe, lasse ich das Gerät 2 Tage vorher laufen und stelle die nötige Überwinterungstemperatur von 5- 6°C ein.

Alle 4 Wochen wird die Feuchtigkeit des Substrates in der Überwinterungsbox überprüft und gegebenenfalls leicht angefeuchtet, da die Tiere sonst austrocknen. Die Dauer der Winterstarre sollte bei Alttieren 4-5 Monate nicht wesentlich überschreiten. Das entspricht auch den Verhältnissen im natürlichem Lebensraum.

Testudo hemanni boettgeri  

Die Temperatur in der winterlichen Ruhephase darf niemals längere Zeit über 8°C steigen, ab dieser Temperatur setzt der Stoffwechsel der Tiere ein. Die Schildkröten können auf Grund der ungenügenden Stoffwechseltemperatur und der daraus resultierenden unvollständigen Stoffwechseltätigkeit eine Säurevergiftung erleiden, in einen Koma ähnlichen zustand fallen, was schliesslich den Tod des Tieres zur Folge hat.

Testudo hemanni boettgeri 4 Monate alt

Während der Winterruhe reduzieren die Tiere auf Grund der niedrigen Temperaturen ihren Stoffwechsel soweit, dass die Herzfrequenz nur noch1-3 Schläge pro min. beträgt. Ein Gewichtsverlust resultiert nicht wie oft angenommen auf Fettverbrennung während der Ruhephase, sondern ist ein sicheres Zeichen, dass die Tiere zu trocken überwintert wurden(zu wenig Substratfeuchte). Im Idealfall bleibt das Gewicht gleich oder es erfolgt eine geringe Gewichtszunahme durch die Aufnahme von Feuchtigkeit aus dem Substrat.

Die Überwinterung der Jungtiere erfolgt wie bei den Alttieren, nur das der Vorgang der Vorbereitung auf die Winterstarre im Terrarium erfolgt. Das Licht und die Umgebungstemperaturen im Schildkrötenzimmer werden in einem Zeitraum von 4-5 Wochen langsam abgesenkt und die Tiere werden ab einer Nachttemperatur von 10°C in die Überwinterungskisten überführt und schliesslich in den Kühlschrank. Die Durchführung der Winterstarre ist analog der der Alttiere. Die Überwinterungsdauer beträgt in den ersten 2 Jahren nur 8-10 Wochen.

Wichtiger Hinweis: Kranke oder verletzte Tiere niemals einwintern, dass führt fast immer zum Tod. Schwache und kranke Schildkröten optimal halten, (etwas wärmere Haltungsbedingungen schaffen , Wasser und Futter weiterhin anbieten) bis die Krankheit überwunden ist, danach die Tiere wie oben beschrieben einwintern. Die Winterruhe ist dadurch zwar kürzer, aber immer noch besser als gar keine.

Frühlingserwachen

Auswinterung Klein

Im März werden unsere Landschildkröten direkt aus dem Kühlschrank und mit dem Überwinterungssubstrat ins Schildkrötenhaus in ihre gewohnten Schlafplätze gesetzt und die Raumtemperatur innerhalb einer Woche stufenweise auf 15-18°C gebracht. Die Schildkröten wachen dann langsam auf und fangen nach ein paar Tagen an zu fressen. Die Schaltzeiten der Wärmelampen werden von anfangs 3 auf 7 Stunden erhöht.

Baden nach Winterruhe klein

Innerhalb von 2 -3 Tagen werden die Schildkröten gebadet damit sie ihren Wasserhaushalt wieder in Ordnung bringen können. Im Zeitraum von 1-2 Wochen fangen dann auch die ersten Paarungsaktivitäten an.

Der Auswinterungsvorgang bei den Jungtieren ist ähnlich der der Alttiere, nur das die kleinen Schildkröten im Übergangsterrarium aufwachen.

Die 4 Bilder rechts zeigen einen Auswinterungsvorgang im Terrarium. Die Tiere werden aus dem Kühlschrank (5C°) direkt in das Terrarium gesetzt und mit dem Substrat aus der Überwinterungsbox abgedeckt. Das ganze erfolgt abends, damit sich das Substrat über Nacht nicht zu schnell erwärmt. Die Temperatur im Raum liegt in der ersten Nacht bei 10-12 C° Am nächsten Morgen graben sich die Schildkröten langsam von selbst aus und suchen den Wärmestrahler auf um sich das erste künstliche Sonnenbad zu holen.

Terra neu klein

Die Temperatur unter dem Wärmestrahler beträgt am ersten Tag nicht mehr als 20 C° und wird täglich um ca. 5 C° erhöht bis punktuell 45 C°. Die Leuchtdauer des 160 W UV-Wärmestrahlers beträgt anfangs 2-3 Stunden täglich. Die Raumtemperatur wird gleichzeitig Stufenweise auf ca.20 C°erhöht. Das Substrat wurde ausgetauscht somit haben die Schildkröten wieder ein frisch eingerichtetes Terrarium.

Baden in Trommel klein

Auch die Babyschildkröten werden im lauwarmen Wasser gebadet und anschliessend, wenn es die Wetterlage zulässt ins Frühbeet gesetzt.

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